Studieren mit Kind

„In der Pandemie wird die hohe Systemrelevanz der Kitas für Wirtschaft und Gesellschaft überdeutlich! Ohne offene Kitas bleiben viele Unternehmen zu…“
Alexander Reiß
Kommissarischer Leiter Abteilung Kita

Natürlich haben die gesetzlichen Vorschriften während der Lock-Down-Periode auch die Arbeit im Bereich Kita stark beeinflusst. Das Geschäftsjahr war ein Drahtseilakt zwischen gleich drei Polen:
  • Der Einrichtung und Einhaltung der gesetzlichen Hygienevorschriften entlang der jeweils gültigen Richtlinien,
  • dem Aufbau einer Notbetreuung für Eltern, die auch während der Pandemie dringend einen Betreuungsplatz für ihr Kind brauchen und
  • dem Schutz des eigenen Personals.

Nicht immer ist uns dieser Spagat vollständig gelungen und aufgrund von Personalmangel mussten wir Betreuungszeitreduzierungen und auch teilweise Schließungen hinnehmen.

Sehr erfreulich war die Initiative unserer größten Kita in Landau – der Villa Unibunt - die unter dem Label „KiCoKa – Kinder-Corona-Kanal“ dem Lock-Down eine virtuelle Kita entgegengesetzt hat. Auf dem KiCoKa konnten die Kinder virtuell am täglichen Kita-Leben teilnehmen und eine Verbindung zur Kita aufrechterhalten. In Eigenregie haben die Erzieher*innen vor der Kamera gebastelt, gesungen, vorgelesen, Spiele präsentiert und vom Alltag aus der Kita erzählt. Fast 70 Filme sind in dieser Zeit entstanden, die als nicht öffentlicher Kanal über YouTube gesendet wurden. Da das Feedback unserer Eltern und Kinder durchweg positiv war, denken wir darüber nach, das Format auch außerhalb der Pandemie für besondere Anlässe weiterzuführen. Leider ist die Produktion der Videos recht aufwändig, was während des Normalbetriebs mit dem gegenwärtigen Personalschlüssel nur schwer zu stemmen ist.

Das Team unserer Kitas hat trotz der oft schwierigen Lage sehr professionell agiert und konnte auch die schwierigsten Anforderungen meistern, sodass wir – trotz Pandemie – von einem erfolgreichen Arbeitsjahr sprechen müssen. Wir können unseren Kitas und unserem Team das Zertifikat „krisensicher“ erteilen, auch wenn diese Mehrbelastung auf Dauer nicht zu stemmen ist. Wie alle hoffen auch wir auf eine baldige Normalisierung der allgemeinen Lage.

Aufgrund der sorgfältigen Umsetzung der Hygienerichtlinien und der größtenteils verantwortungsvollen Mitarbeit der Kita-Eltern hatten wir unter unseren Erzieher*innen keinen einzigen bestätigten Corona-Fall zu verzeichnen. Bedingt durch Kontaktpersonen 1. Grades im Umfeld unseres Teams musste allerdings mehrfach Quarantäne vom Gesundheitsamt angeordnet werden. Unsere betrieblichen Betreuungs-Ausfälle sind also im Wesentlichen den personalintensiven Quarantänebestimmungen, den geänderten, pandemiebedingten Betreuungsschlüsseln und ganz gewöhnlichen Erkrankungen des Personals zuzuschreiben.

Unser Maßnahmenplan zur Einhaltung der pandemiebedingten Richtlinien 2020
  • Ab 16.03. Schließung aller Kitas mit Aufrechterhaltung einer Notbetreuung für systemrelevante Berufsgruppen.
  • Ab 04.05. Einführung einer erweiterten Notbetreuung mit Schwerpunkt für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf, systemrelevante Berufe, Alleinerziehende, Berufstätige ohne anderweitige Betreuungsmöglichkeit. Die maximale Gruppengröße wurde auf 10 Kinder festgelegt.
  • Ab 16.06. eingeschränkter Regelbetrieb mit max. 15 Kindern pro Gruppe und getrennten Gruppen. Schaffung einer fünften Gruppe im Turnraum der Kita Villa Unibunt, um eine höhere Anzahl von Kindern betreuen zu können
  • Ab 25.06. eingeschränkter Regelbetrieb mit max. 25 Kindern pro Gruppe und getrennten Gruppen in der Kita Villa Unibunt, da es hier auch größere Gruppen gibt.
  • Ab 01.08. Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen unter Einhaltung der AHA-Regeln (Regelmäßige Händedesinfektion, Maskenpflicht der Eltern in der Kita, Elternabende und Elterngespräche nur Digital oder telefonisch)
  • Ab 15.12. Regelbetrieb bei dringendem Bedarf. Es wurde lediglich an die Eltern appelliert, ihre Kinder zuhause zu betreuen, jedoch keine verbindliche Schließung oder Reduzierung angeordnet. Alle Eltern hatten die Möglichkeit, ihr Kind in die Kita zu bringen.

Der kommunikative Aufwand, um die jeweils gültigen Richtlinien und Maßnahmen zu kommunizieren, war enorm. Eine Planungssicherheit für die Eltern herzustellen, war uns dabei so gut wie unmöglich. Wir bedanken uns daher bei allen Eltern, die auch auf kurzfristige, pandemiebedingte Änderungen flexibel reagieren konnten und Verständnis für die Lage hatten. Auch finanziell war die Umsetzung der Maßnahmen belastend. Alles in allem hatte die Abteilung zusätzliche Sachkosten in Höhe von mehreren tausend Euro für die Umsetzung der Hygienerichtlinien. Aufgrund der Schließungen mussten einige Kolleg*innen vorübergehend in Kurzarbeit. Das Studierendenwerk hat das Kurzarbeitergeld aller zu 100% in Kurzarbeit befindlichen Erzieher*innen auf 100% aufgestockt.

Betreuungszahlen im Jahresverlauf
Ganz konkret hatte die Pandemie die folgenden Auswirkungen auf die Belegung unserer Kitas in 2020. Da wir zwischen März und Juli Aufnahmestopp für neue Kinder in den Kitas hatten, sind einige wenige Kita-Plätze unbesetzt geblieben.

Wenn man sich die Belegzahlen unserer Kitas ansieht, war die Pandemie für unser Team bereits ab August 2020 vorüber!
Wenn man sich die Belegzahlen unserer Kitas ansieht, war die Pandemie für unser Team bereits ab August 2020 vorüber!

Weitere Fakten für das Geschäftsjahr
  • Die Elternbeiträge wurden seitens der Jugendämter in den Monaten März, April und Mai teilweise ausgesetzt. Das hatte besonders auf einkommensschwache Eltern – zu denen natürlich besonders Studierende gehören – einen positiven Effekt.
  • Eingewöhnungen neuer Kinder in die Kita wurden – aufgrund des erhöhten Personalbedarfs für Eingewöhnungskinder - in der Zeit vom März bis Juli nicht vorgenommen.
  • Das Personal wurde – besonders in der ersten Welle – mit den Aufgaben der Inventarisierung, Grundreinigung und Instandsetzung der Einrichtung beschäftigt.
  • Wo möglich befasste sich unser Team im Homeoffice mit den Aufgaben der Portfolioarbeit, Konzeptentwicklung, der Entwicklung neuer pädagogischer Angebote, der eigenen Weiterbildung und im Falle der Kita Villa Unibunt mit der Produktion der YouTube-Videos für den Kinder-Corona-Kanal.
  • Für unsere Treffen mit den Eltern, aber auch mit dem Team wurde die Software Go-To-Meeting eingeführt und für das Führen von Elterngesprächen, Teammeetings und Personalgesprächen genutzt.
  • Im April wurde in all unseren Kitas die Verpflegungspauschale ausgesetzt.
  • In allen Kitas wurde für Mai eine 50%tige und eine 100%tige Verpflegungspauschale abhängig von den Anwesenheitstagen des Kindes eingeführt.

Fazit
Grundsätzlich ist zu sagen, dass unsere Betreuungsleistung ab spätestens August – entgegen dem bundesweiten Trend der Schließung von Einrichtungen in der 2ten und 3ten Welle – bei den Kitas fast wieder im Normalbetrieb war. Hier zeigt sich deutlich die sehr hohe Systemrelevanz von Kitas. Der hohe Stellenwert der Kinderbetreuung für eine – auch in der Pandemie – funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft war mehr als deutlich zu erkennen. Diese wichtige Rolle muss von Politik und Wirtschaft künftig noch mehr beachtet werden und die zugehörige Wertschätzung auch spürbar bei unseren Mitarbeiter*innen ankommen. Hier wünschen wir uns ein deutliches Signal, um den Erziehungsberuf aufzuwerten und die Einrichtungen langfristig finanziell gut aufzustellen.
Wir haben – nicht erst mit der Pandemie – sehr deutlich zu spüren bekommen, dass der Arbeitsmarkt für gut ausgebildetes Erziehungspersonal sehr schwierig ist. Wir freuen uns auf die Professionalisierungs-Initiative im Rahmen des Gute-Kita-Gesetzes, mahnen aber auch an, dass eine weitere Professionalisierung erfolgreich nur mit deutlich gesteigerter Attraktivität für den Erziehungsberuf möglich sein wird. Wir regen – wie bereits in den Vorjahren – weiterhin an, dass das Besserstellungsverbot für Erzieher*innen aufgehoben oder wesentlich gelockert wird. Wir brauchen dringend Anreize, wenn wir auf dem umkämpften Arbeitsmarkt im Bereich frühkindlicher Erziehung bestehen wollen.

Prognose
Natürlich arbeiten wir auf die Umsetzung der Anforderungen aus dem neuen Kita-Gesetz hin, die ab Juli 2021 in Kraft treten. Gegenwärtig ist aber noch nicht abzusehen, ob alle Regelungen auch für den Kita-Alltag tauglich sind:
  • Mit dem neuen Kita-Gesetz muss beispielsweise (Stand heute) die Betriebserlaubnis für die Kitas jedes Jahr – basierend auf den Belegplätzen zum Stichtag 31.05. – neu gestellt werden. Dadurch wird der Personalschlüssel jeder Kita ebenfalls jedes Jahr neu festgesetzt. Maßgeblich ist dabei die Belegung der Kita mit Kindern unter zwei Jahren (U2) und Kindern über zwei Jahren (Ü2) am Stichtag. Das bedeutet für uns, dass wir künftig die Kinder „strategisch“ aufnehmen müssen anhand Ihres Geburtstages, wenn wir unser Personal halten wollen. Somit kann die Berücksichtigung von Geschwisterkindern oder „Härtefällen“ nicht mehr wie gewohnt stattfinden. Neues Personal kann darüber hinaus immer nur befristet eingestellt werden, da wir nicht wissen, ob der notwendige Personalschlüssel im kommenden Jahr noch gilt. Die Ausstellung langfristiger Arbeitsverträge wird dadurch deutlich erschwert. Gerade langfristige Anstellungsverhältnisse sind aber der Game-Changer auf dem sehr umkämpften Arbeitsmarkt der Erzieher*innen.
  • Jede Kita muss künftig „Betreuungsblöcke“ anbieten. Diese Betreuungsblöcke müssen ebenfalls zum 31.05. des Jahres nachgewiesen werden. Eltern schließen mit der Kita Verträge über diese Betreuungsblöcke ab (07:30 – 15:30 Uhr; 08:00 – 16:30 Uhr; 08:30 – 16:30 Uhr). Diese Verträge müssen in der Betriebserlaubnis der Kita festgehalten werden und sind ebenfalls maßgeblich für den Personalschlüssel. Das Kind „sollte“ diesen Vertrag mindestens einmal pro Woche erfüllen, sprich mindestens einmal pro Woche 7 Stunden und 1 Minute in der Einrichtung sein. Die Konsequenzen bei einer Abweichung oder nicht Ausschöpfung der Betreuungszeit – z.B. durch längerfristige Erkrankung des Kindes – sind uns noch nicht bekannt, deuten momentan aber auf eine Personalkürzung seitens des Jugendamtes oder eine Kürzung der Personalkostenerstattung hin.

Wir werden im Sinne unserer Kinder, unserer Kita-Eltern und unseres Personals die Neuregelungen weiterhin kritisch prüfen und bei Unklarheiten den Dialog mit den verantwortlichen Stellen suchen. Wir stehen dem Vorhaben einer weiteren Professionalisierung innerhalb der Kita aber sehr positiv gegenüber und freuen uns auf gut aufgestellte und moderne Kitas von Morgen.

Ihr Ansprechpartner für den Bereich
Marcel Schmitt
Leiter Kindertagesstätten
Xylanderstraße 17
76829 Landau
Tel.: +49 6341 9179 190
kita@stw-vp.de
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