Hochschulgastronomie

„Ein Jahr im Katastrophenmodus, aber auch eine Chance“
Andreas Dubiel

Wurden 2020 nur selten benutzt...
Wurden 2020 nur selten benutzt...

2020 war für die Hochschulgastronomie ein Jahr im Katastrophenmodus und dennoch kann die Abteilung sehr viele positive und zukunftsgerichtete Ergebnisse vorweisen – nur nicht bei den Essenszahlen und bei der Job-Sicherheit unserer langjährigen Mitarbeiter*innen.

Die schwierigste Entscheidung im Jahr war mit Sicherheit, die Verträge unserer 51 Saisonkräfte nicht verlängern zu können und diese auf unbestimmte Zeit in die Arbeitslosigkeit zu verabschieden. Aber die wirtschaftliche Lage war alternativlos, da der Umsatz in der Mensa während des Lock-Downs – an guten Tagen – bei maximal 4% des üblichen Umsatzes lag. Wir halten aber weiterhin den Kontakt zu unseren Saisonkräften und hoffen sehr auf wirtschaftlich bessere Zeiten für die Hochschulgastronomie und auf eine Rückkehr unserer oft langjährigen Mitarbeiter*innen.

Parallel dazu musste dennoch der Mensa- und Cafeteriabetrieb am Laufen gehalten werden und dafür gekämpft werden, dass sich die Folgen der Pandemie nicht auch noch auf das Stammpersonal ausweitet. Das war für das Leitungsteam ein echter Drahtseilakt: Einerseits im Katastrophenmodus täglich auf immer wieder wechselnde Anforderungen der Pandemie-Richtlinien reagieren und andererseits an die Zukunft – die Zeit nach der Pandemie – denken. Erst mit der definitiven Zusage des Bundes, das Kurzarbeitergeld auch auf 2021 auszudehnen, konnten die verbleibenden Arbeitsplätze in der Hochschulgastronomie letztlich bis auf Weiteres gesichert werden.

Nach einer kurzen Konsolidierungsphase im Lock-Down galt unser Augenmerk, aus einer unsicheren Gegenwart eine sichere Zukunft zu machen. Schnell war uns klar, dass Corona die „digitale Hochschule“ nur beschleunigt hat, dass es aber unsere Aufgabe werden wird, unsere zukünftigen Angebote auf eine verstärkt digitale Lehre und eine veränderte Hochschullandschaft einzustellen.

Am 21.12. mussten wir aus wirtschaftlichen Gründen den Mensabetrieb an allen Mensen und in den Cafeterien vollständig einstellen und haben seither unsere Einrichtungen nicht mehr geöffnet. Wir haben die Gelegenheit aber genutzt, uns für die Zeit nach der Pandemie neu aufzustellen.

Unsere Projekte 2020
2020 konnten daher folgende Projekte erfolgreich umgesetzt oder angegangen werden:
  • koeri[werk]
    Der Kauf und die Einrichtung einer mobilen Mensa erlaubt es uns, sowohl verstärkt attraktive Aktionen für unsere Gäste umzusetzen, als auch, den Mensabetrieb an den Standorten zu unterstützen, an denen hohe Gästezahlen zu verzeichnen sind. Die 80.000 Euro teure und für den professionellen Gebrauch ausgerüstete mobile Küche wurde im November 2020 erfolgreich getestet und wird im neuen Jahr zunächst die Standorte unterstützen, wo es durch den Umbau der Mensa zu Störungen im Ablauf kommen kann. Das koeri[werk] ist eine Kooperation mit dem Studierendenwerk Karlsruhe und bietet leckere Currywurst mit exotischen Würzmischungen an.
  • Neueröffnung Mensa und Cafeteria in Neustadt
    Am Weincampus in Neustadt an der Weinstraße konnte im Oktober 2020 ein neuer Standort für unser Mensa- und Cafeteria Angebot eröffnet werden. Das Studierendenwerk versorgt nun weitere 250 Studierende, 301 Schüler*innen und 200 Bedienstete mit seinem kompletten Sortiment. Die neue Mensa wird von der Mensa-Küche in Landau mitversorgt.
    Die Mensa am Weincampus ist damit unsere siebte Mensa in der Südpfalz.
  • Umzug der Verwaltung
    Mit dem Umzug der Verwaltung des Studierendenwerks in die Xylanderstraße 17 ist auch der Weg frei für den Umbau der Mensa in der Landauer Fortstraße 7. Hier wird die über 30 Jahre alte Küche endlich an moderne Standards angepasst und komplett neugestaltet. Geplant ist, dass wir nach dem Testbetrieb der Containerküche im Sommer 2021 den Betrieb rechtzeitig zum Wintersemester 2021 wiederaufnehmen können. Mit einer Fertigstellung des Mensa-Umbaus ist bis 2023 zu rechnen.
  • Eröffnung unseres neuen Biergartens
    Kurz vor dem Lock-Down konnte auch unser Biergarten am Standort in der Fortstraße mit neuen Tischen, Bänken und Sonnenschirmen fertiggestellt und kurzzeitig in Betrieb genommen werden. Der Biergarten wertet unser Angebot am Standort entscheidend auf und soll künftig verstärkt genutzt werden. Erfreulich ist, dass wir zum Wintersemester 2021 direkt mit unserem neuen Speiseplan starten können, der auch die vegane Küche verstärkt einbindet.
  • Umbau der Bürgerstraße
    In Landau ist der komplette Umbau der Mensa und Cafeteria in der Bürgerstraße 23 bereits abgeschlossen und betriebsbereit für die Neueröffnung zum Vorlesungsbeginn 2021. Besonders erfreulich ist hier die Kooperation mit der Uni und der Fachschaft Kunst. Die Studierenden des Fachbereichs werden die künstlerische Gestaltung des Speisesaals übernehmen.
  • Neubau der Mensa in der Hochschule Ludwigshafen
    In Ludwigshafen konnte das Richtfest für den Neubau der Hochschule in der Ernst-Boehe-Straße 4 bereits gefeiert werden; die Bauarbeiten gehen schnell voran. Sollten alle Arbeiten weiterhin planmäßig verlaufen, können wir 2023 unsere neue Mensa beziehen. Das ist für das Studierendenwerk ein echter Meilenstein. Mit der Fertigstellung der Voll-Küche in Ludwigshafen endet die Versorgung der Ludwigshafener Studierenden über die Mensa-Küche in Germersheim. Das betrifft natürlich auch den Mensa-Betrieb in Germersheim, in dem die Produktion an die neuen, geringeren Produktionszahlen angepasst werden muss.
  • Digital Screening
    Mit der Wiedereröffnung im Herbst werden allen Mensen an allen Standorten mit einem digitalen Speiseleitsystem über Monitore ausgestattet, das direkt von unserem Warenwirtschaftssystem gespeist wird. Dies erlaubt uns, die Kundenkommunikation zu verstärken und auch kurzfristige Änderungen im Speiseplan bekannt zu geben. Und das direkt aus der Mensaküche und ohne zeitlichen Verzug. Weiterhin wurde unser Kunden-Feedback-System ausgebaut: Künftig gelangen alle Kunden-Feedbacks in Echtzeit sofort in die Küche. So haben unsere Mitarbeiter*innen die Möglichkeit ad hoc auf Probleme bei der Zubereitung oder auf die Kundenmeinung zu reagieren.

Fazit
2020 war das außergewöhnlichste Jahr meiner Berufskarriere, an dessen Ende aber auch die Erkenntnis steht: Das Studierendenwerk hält auch Situationen aus, die eigentlich nicht auszuhalten sind. Das Jahr hat von uns allen das Maximum gefordert. Aber ein Top-Team mit einem Top-Engagement hat das bravourös durchgehalten und sich auch in der Krise als schlagkräftig und zuverlässig erwiesen.

Niemand hatte erwartet, dass wir in der Krise vom Land mit Geld geflutet werden, aber ein „Wir sind für euch da“, oder eine Interessensbekundung für die Lage des Studierendenwerks und die klare Ansage „Studierendenwerke sind relevant“ hatten wir uns vom Land Rheinland-Pfalz schon gewünscht. Wir fordern, dass das Studierendenwerk künftig nicht als Beiwerk der Hochschulen gesehen wird, sondern als relevanter Bestandteil der Hochschullandschaft auf Augenhöhe mit am Tisch sitzt, wenn über die Uni-Landschaft der Zukunft debattiert wird. Denn wir sind das soziale Rückgrat, ohne das ein erfolgreiches Studium nicht möglich ist.

Diese Einbeziehung unserer Arbeit in die Entscheidungsfindung haben wir schmerzlich vermisst und hat unser Team mehr als notwendig verunsichert. Treffen, die über die Hochschullandschaft der Zukunft geführt wurden, fanden weitgehend ohne uns statt. Das kann nicht der richtige Weg sein und hat in meinem Team zu einer großen Enttäuschung geführt.

Prognose
Welche langfristigen Auswirkungen die Pandemie – zum Beispiel durch vermehrt digitales Studium - auf kleinere Mensa-Standorte künftig haben wird, ist gegenwärtig noch gar nicht abzusehen. Klar aber ist: Ein breites, gastronomisches Angebot geht nur, wenn die Gästezahlen stimmen. Ich befürchte, dass kleine Standorte ein weiteres Schrumpfen der Gästezahlen wirtschaftlich nicht werden überstehen können. Wie sich die Präsenzzahlen in der Zukunft entwickeln ist gegenwärtig nicht abzusehen. Unserer Meinung nach sind sinkende Essenszahlen zu erwarten. Umso klarer wird: Wir müssen künftig noch mehr um jeden Gast kämpfen müssen. Aber auch unsere Kunden müssen „mit den Füßen abstimmen“, wie wichtig ihnen das Essensangebot auf dem Campus ist und ihren „local Hero“ Studierendenwerk unterstützen. Ohne einen Appell an die Solidarität der Bediensteten und Gäste wird es nicht funktionieren. Wir werden auf jeden Fall die Qualität weiter steigern, um einen Besuch in der Mensa oder Cafeteria attraktiv zu halten.

Mein Wunsch an die Zukunft wäre: Endlich mal wieder stabile Essens- und Gästezahlen und eine auf Augenhöhe geführte Strukturdebatte über das Studierendenwerk der Zukunft mit dem Land Rheinland-Pfalz. Denn das wir uns verändern müssen, das wissen wir spätestens seit Corona. Jetzt brauchen wir Unterstützung auf dem Weg dahin.

Ihr Ansprechpartner für den Bereich
Andreas Dubiel
Leiter Hochschulgastronomie
Xylanderstraße 17
76829 Landau
Tel.: +49 6341 9179 140
mensa@stw-vp.de
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