Personalmanagement

"Wenn trotz einschneidender Entscheidungen und sogar Arbeitsplatzverlust über 50 Prozent deiner Mitarbeiter*innen nach über 18 Monaten wieder ins Unternehmen zurückkommen wollen, dann kannst du nicht allzu viel falsch gemacht haben."
Andreas Schülke
Geschäftsführer und kommissarischer Leiter Personal

Zum Stichtag 31.12.2020 hatte das Studierendenwerk 32% weniger Beschäftigte als im Vorjahr.
Zum Stichtag 31.12.2020 hatte das Studierendenwerk 32% weniger Beschäftigte als im Vorjahr.

Die größten negativen Auswirkungen hatte die Pandemie auf unsere weiblichen Arbeitnehmerinnen in den unteren Lohngruppen.
Die größten negativen Auswirkungen hatte die Pandemie auf unsere weiblichen Arbeitnehmerinnen in den unteren Lohngruppen.

Ein Jahr der personellen Einschnitte
Ich kann mir keine schwerere Situation vorstellen, als wir 2020 im Bereich Personal erleben mussten. Unser Team hat sich um 32 Prozent auf 144 Mitarbeiter*innen verkleinert, weitere 35 Kolleg*innen waren ab März 2020 beinah durchgehend in Kurzarbeit. Der Rest des Teams – 109 Mitarbeiter*innen der zentralen Verwaltung, der Kindertagesstätten und temporär in der Notversorgung auch das Team der Hochschulgastronomie in Landau, Ludwigshafen und Worms - hat das Studierendenwerk so gut es ging zusammengehalten.

Wir hoffen sehr, dass unsere Entscheidung, auch zu den 51 Saisonkräften weiterhin Kontakt zu halten und sie über die Situation des Studierendenwerks zu informieren, letzten Endes zu einem positiven Ergebnis führen wird, wenn sich die pandemiebedingte Situation wieder entspannt hat. Mit einem Neustart der Hochschulgastronomie ist aus aktueller Sicht aufgrund der Schließung der Hochschulen für Präsenzunterricht nicht vor dem Wintersemester 2021 / 2022 zu rechnen, sollte es nicht zu weiteren pandemiebedingten Lockdowns im Herbst 2021 kommen.

Kurzarbeit
Die Geschäftsführung und der Personalrat haben 2020 eine neue Dienstvereinbarung für den Umgang mit der Kurzarbeit verabschiedet. Leider sieht der Tarifvertrag der Länder zum einen keine klare Regelung zur Kurzarbeit vor, zum anderen ist das Studierendenwerk nur angelehnt an den Tarifvertrag. Das heißt, dass es immer eine Ermessensache ist, wie mit den Beschäftigten des Studierendenwerkes im Krisenfall umzugehen ist. Der Personalrat und die Geschäftsführung hatten 2020 gemeinsam entschieden, dass die pandemiebedingte Situation nicht auch noch zu Ungunsten der verbleibenden Mitarbeiter*innen gehen darf. Das Studierendenwerk konnte es sich mit Blick auf die betriebliche Zukunft nicht leisten, neben 51 Saisonarbeitskräften weitere 35 Kolleg*innen in Kurzarbeit zu verlieren. Fast ein Jahr mit nur 60 bis 67% Lohnersatzleistung durch die Agentur für Arbeit hätten sicher einige dazu gezwungen, sich anderweitig zu bewerben. Gerade für Alleinerziehende wäre die Situation finanziell schnell existenzbedrohend geworden. Mit der Zusage des Bundes im Herbst 2020, das Kurzarbeitergeld auch für 2021 zu verlängern, konnte die schwierige, kommunikative Situation in der Personalabteilung für unser Team glücklicherweise entschärft werden und die Unsicherheit über einen möglichen Arbeitsplatzverlust in der Belegschaft verringert werden.

Das Studierendenwerk hat das Kurzarbeitergeld der Agentur für Arbeit aufgestockt. Die Aufstockungsbeträge des Kurzarbeitergeldes betrugen:

Das Studierendenwerk hat für alle Mitarbeiter*innen das Kurzarbeitergeld aufgestockt.
Das Studierendenwerk hat für alle Mitarbeiter*innen das Kurzarbeitergeld aufgestockt.

Bis zum 31. August 2020 wurden in der Dienstvereinbarung mit dem Personalrat darüber hinaus betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Für die Zahlung von Kurzarbeitergeld hat das Studierendenwerk 2020 insgesamt 600.421,45 Euro von der Agentur für Arbeit erhalten.

Home-Office
Da wir die Digitalisierung der Verwaltung des Studierendenwerks in den letzten Jahren sehr konsequent verfolgt haben, konnten wir mit Hilfe unserer IT in kürzester Zeit Home-Office-Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Insgesamt 27 Arbeitsplätze mit zugehöriger Hardware mussten neu beschafft oder neu konfiguriert, eingerichtet und die Kolleg*innen in die Benutzung eingewiesen werden, um den reibungslosen Ablauf der Arbeit – auch im Infektionsfall im Büro – sicherstellen zu können. Alle Mitarbeiter*innen hatten im Rahmen des betrieblichen Krisenmanagements eine Mitführungspflicht für ihren digitalen Arbeitsplatz, sodass im Falle einer vom Gesundheitsamt verordneten Quarantäne die Arbeit ad hoc und verlustfrei im Home-Office weitergeführt werden konnte. Erfreulich, dass unsere IT diese Aufgabe so schnell und reibungslos meistern konnte und auch auf die betroffenen Kolleg*innen jederzeit Verlass war. Hier zeigt sich, welch zentrale Rolle die IT und die Digitalisierung für unser Unternehmen spielt. Wir sind froh, diese Hürde sehr gut gemeistert zu haben, sehen aber noch viele Herausforderungen auf uns zukommen.

Hygienekonzept
Schnell und effektiv konnte die Abteilung gemeinsam mit der DEKRA und dem Qualitätsmanagement des Studierendenwerks ein Hygienekonzept für alle Abteilungen des Studierendenwerks ausarbeiten und umsetzen und es über das Jahr hinweg immer wieder aktualisieren. So war das Studierendenwerk sehr schnell in der Lage, auf alle gesetzlichen Rahmenbedingungen zu reagieren, seine Mitarbeiter*innen zu unterweisen und einen gesetzeskonformen Betrieb entlang der jeweils geltenden Hygienerichtlinien jederzeit zu gewährleisten. Kooperativ haben wir unser erarbeitetes Hygienekonzept auch Partnern im Hochschulumfeld zur Verfügung gestellt. Die Ausgaben für die Umsetzung der noch fortlaufenden notwendigen Hygiene-Maßnahmen, die aus dem Hygienekonzept und der Erfüllung der gesetzlichen Richtlinien resultieren, belaufen sich schätzungsweise auf einen mittleren fünfstelligen Betrag.
Besonders herausfordernd war, mit ständig wechselnden Informationen zu Beschränkungen und Hygienerichtlinien eine funktionierende Kommunikation zum Team aufzubauen und die temporär geltenden Regelungen für alle transparent und verständlich zu machen. Diese Kommunikationsaufgabe hat sehr viele Ressourcen in der Abteilung und im ganzen Haus gebunden und dazu geführt, dass andere Aufgaben und geplante Projekte zurückgestellt werden mussten.

Neue Zeiterfassung
2020 hat die Abteilung zusammen mit der IT die neue Zeiterfassungssoftware ATOSS vorbereitet und an allen Standorten in Landau, Ludwigshafen, Worms und Germersheim die notwendige Hardware dazu installiert. Zum 01.01.2021 ging die Software dann in den Live-Betrieb und läuft seither reibungslos.

Betriebliches Gesundheitsmanagement
Unser mit der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland geplantes Gesundheitsmanagement für unser Team haben wir im Geschäftsjahr vorerst ausgesetzt. Sobald ersichtlich wird, wann der Betrieb wieder mit dem gesamten Team aufgenommen werden kann, werden wir dieses wichtige Angebot wieder reaktivieren.

Fazit
Wir glauben nicht daran, dass sich der Campus von Morgen so weit digitalisieren wird, dass deutlich weniger Studierende auf den Campus kommen. Eventuell wird das Studium noch schneller werden und Lerninhalte noch flexibler vermittelt werden können und auch räumliche Engpässe in den Hörsälen können durch digitale Angebote entspannt werden. Wir gehen aber eher davon aus, dass die seit Jahren ständig wachsenden Hochschulen, die meist unter Raumnot leiden, die Digitalisierung als zusätzlichen „Lernraum“ nutzen für alle Inhalte, die sich in den digitalen Bereich verschieben lassen. Wir werden künftig also personell damit umgehen müssen, dass die Hochschulen – wenn sie die Ressourcen der Digitalisierung richtig nutzen – vorerst auf einem Vor-Corona-Niveau stagnieren werden, was das Leben auf dem Campus angeht.
Für andere Bereiche – wie zum Beispiel die Beratung der Studierenden – wird der Betreuungsumfang eher zunehmen. Wenn direkte, soziale Interaktionsmöglichkeiten weniger werden, wird der Ruf nach Beratung lauter. Das haben wir in der Isolationsphase in den Lockdowns 2020 mehr als deutlich bei den Studierenden feststellen können.

Nach anfänglicher Sorge um die Zukunft des Studierendenwerks blicken wir dieser daher positiv entgegen, wünschen uns aber deutlich mehr Kommunikation auf Augenhöhe im Hochschulumfeld mit allen beteiligten Playern. Denn eine exzellente Lehre funktioniert ohne die Studierendenwerke – das soziale Rückgrat jedes Studiums – ganz sicher nicht.
Es wird Zeit, die Studierendenwerke wieder zu stärken, wenn wir auch Morgen noch ein attraktiver Arbeitgeber für gut ausgebildetes Personal bleiben wollen. Dafür brauchen wir aber Unterstützung und eine politische Direktive durch unser Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Gespräche.

Ihr Ansprechpartner für den Bereich
Andreas Schülke
Geschäftsführer / kommissarischer Leiter Personal
Xylanderstraße 17
76829 Landau
Tel.: +49 6341 9179 102
gf@stw-vp.de
stw-vp.de